AUSSTELLUNG
Keramikskulpturenausstellung in der Villa Romana von Varignano Vecchio
Im Rahmen der Kulturwoche wurde auf Vorschlag des "Ministero per i Beni e le Attività Culturali" (Ministerium für Kulturangelegenheiten) im archäologischen Bereich der Villa Romana von Varignano Vecchio, genauer, im Inneren der erst kürzlich unter der Leitung der Archäologischen Landesdenkmalpflege Liguriens restaurierten Zisterne, die von dem Keramikmeister Pino Rando entwickelte Ausstellung "Frammenti" (Fragmente) realisiert. Die Schwelle einer Glastür überschreitend, steigt der Besucher zunächst eine Treppe hinunter, um dann weiter einem halbkreisförmigen Laufsteg zu folgen. Ohne mit den Füßen den Grund der Zisterne zu berühren, ist es von hier aus möglich, in das einmalige Ambiente einzutreten. Von dem internen Licht geleitet und vorwärts schreitend im Halbdunkeln, bleibt die Treppe der am stärksten sichtbare Berührungspunkt. Ihre glatte Oberfläche aus grünem Glas, leitet wie ein Wasserfall nach unten und formt auf dem Boden Pfützen aus hellem Licht, welche eine instinktive Vorsicht bei jedem Voranschreiten hervorrufen, ein Gefühl, mit jedem Schritt, sich bewegende Wasserkreise zu erzeugen. Nach diesem schrittweise Eintauchen und einmal an das Halbdunkel gewöhnt, kann der Besucher nicht nur das Ambiente im Ganzen in sich aufnehmen. Gleichzeitig wird er durch die aus reflektierenden Farben gestaltete Atmosphäre an seine einstige Funktion erinnert: seine Aufgabe als Sammelstelle für Wasser. In diesen sehr stimmungsvollen Raum eingebunden, finden sich die fragmentierten und mit flüssigem Blei umfassten Keramikskulpturen von Pino Rando. Rando hat bei seiner Arbeit die selbe Technik verwendet, mit welcher bereits in der Antike große Keramikbehälter, genannt "Dolia", repariert wurden. Gewöhnlich eingegraben bis zum Rand, wurden die Dolia an allen romanischen, landwirtschaftlichen Höfen zur Lagerung der öl-, Wein- und Getreideproduktionen verwendet. Ebenso die rustikal-herrschaftliche Villa von Varignano Vecchio müsste mit Blick auf die landwirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Ortes mit einer hohen Zahl dieser Terracotta-Gefäße ausgestattet gewesen sein. Jedoch wurden auf dem Gelände auch nach diversen Ausgrabungen lediglich Fragmente dieser Behälter sowie ein einziges zerstörtes und unvollständiges Exemplar gefunden. Die Dolia, welche eine Größe von bis zu zwei Metern Durchmesser haben konnten, waren unverzichtbar für die Lagerung der Ernten, die Konservierung und den Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, aber mit Ausnahme von Luni, wurden in Ligurien ausschließlich wenige Fragmente dieser Artefakte gefunden. Es war hingegen das Meer, welches einige dieser großen Tonerzeugnisse unbeschadet zu erhalten vermochte. Bei einer Unterwasserausgrabung Ende der 80er Jahre konnten diese aus einem Mitte der 1. Jhd. V. Chr. im Golf von Diano Marina gesunkenen Wrack geborgen werden. Das Ligurische Meer virtuell in die antike Zisterne übertragend, ist es gelungen die großen Gefäße ideal in den Raum einzubinden und diese als ihre eigenen Protagonisten in ihrer monumentalen Schönheit von ihrer Geschichte und ihrer lebenswichtigen Funktion, welche sie in der altertümlichen Welt erfüllten, erzählen zu lassen. Angeboten im selben Rahmen, entsteht durch die Keramikskulpturen von Pino Rando mit der Ausstellung "Frammenti" ein Dialog zweier Sprachen – ein Dialog zwischen Aktualität und historischer Suche und ästhetik, eine Verschmelzung von Archäologie und Kunst, umgesetzt an einem Ort mit einer Geschichte von mehr als zweitausend Jahren. Hier ist es nicht notwendig, den Geist des Ortes zu suchen "hört" man die Stille im Inneren der Zisterne, nimmt er Gestalt an: der Geist des antiken Hauses des Wassers. Pino Rando war in den Jahren 1983 bis 1997 als Restaurator an der Soprintendenza Acheologica della Ligura (Archäologischen Landesdenkmalpflege Liguriens) tätig und hat hier Vorträge über den Erhalt und die Restauration keramischer Artefakte, Glasarbeiten sowie Gedenktafeln, welche in einer Vielzahl in Ligurien gefunden wurden und aus der Prähistorik, der Romanik und dem Mittelalter stammen, gehalten. Einige von ihm verfasste Berichte sowie Restaurationsleitfäden, wurden in Ausstellungskataloge und Veröffentlichungen unter Leitung der Soprintendenza Acheologica (Archäologischen Landesdenkmalpflege) aufgenommen.